Taufengel in der Region (Teil 6) / Heute: Markau und Markee
Quelle: Märkische Allgemeine, Verfasser: MARLIES SCHNAIBEL
MARKAU/MARKEE. "Ja, das ist hier eine Engelshochburg", zählt die Pastorin von Markau nach. Auf der Kanzel, unter der Kanzel, am Altar, an der Decke, an der Patronatsloge - auf immerhin 19 Götterboten kommt Frau Johannes, die passend den Vornamen Angela trägt. Der Taufengel ist einer der 19. Er kniete nicht immer in der prächtigen Dorfkirche von Markau, verweist die Pastorin auf die Chronik. Als nach dem Zweiten Weltkrieg Buntmetalldiebe das Gotteshaus ausrauben wollten, zerbrachen sie den alten Taufstein. Die Markauer suchten Ersatz und stießen auf den hockenden Taufengel, den eine Kirche bei Jüterbog ausrangiert hatte. Ursprünglich soll der Geflügelte bei Wittenberg seinen Dienst getan haben. Er ist jünger als Kanzel und Altar, die um 1760 ungewöhnlich aufwändig und qualitätsvoll errichtet worden waren, ist aber auf gleiche Weise mit weiß, gold und blau bemalt.
"Viel hat er nicht zu tun, es gibt ja leider kaum noch Taufen", bedauert Angela Johannes. Arbeitslos ist auch meist der zweite Taufengel in ihrem Pfarrsprengel. Nur 700 Meter vom knienden Engel entfernt, in der bunt ausgemalten Kirche des angrenzenden Markee schwebt ein Prachtstück. Der schöne Anblick des Gebäudes täuscht jedoch über den bedrohlichen Zustand desselben hinweg. "Alle Schädlinge, die man sich vorstellen kann, sind im Holz vorhanden", fasst Angela Johannes das Dilemma zusammen. Der Turm ist herunter gesackt. Aber die Forderungen der Denkmalpflege lassen die Sanierungskosten in die Höhe schnellen. "Das ginge auch billiger", verschweigt die Pastorin ihren Konflikt mit den Denkmalpflegern nicht.
Nicht nur die Kirche muss saniert werden, auch die Orgeln in Markee und Markau sind defekt. Sie können der Pastorin heute akustisch nicht zur Seite stehen, wenn sie zur Heiligabendmesse lädt. Das tut sie in fünf Dörfern. Das heißt dann auch, fünf Mal die Weihnachtsgeschichte nach Lukas zu erzählen. Dabei gäbe es andere. Aber die meisten Kirchgänger kommen so selten zum Gottesdienst, dass sie besser an Gewohntes anknüpft. Wie wenig das Bekannte mitunter ist, merkt die Pastorin beim Singen. "Kaum einer kann den Text der Lieder", bedauert sie. Selbst bei Weihnachtsliedern bleiben viele stumm.